
Hochstapler-Syndrom: Selbstzweifel als Kreative*r überwinden
Jeder Kreative kennt wahrscheinlich diesen Moment: Man blickt auf die eigene Arbeit und hat das Gefühl, dass sie nicht gut genug ist. Vielleicht haben Sie sich schon gefragt: „Wie kann ich mich überhaupt Künstlerin, Autorin oder Kreative*r nennen?“ Diese hartnäckige, zweifelnde Stimme, die Ihre Fähigkeiten und Ihren Wert infrage stellt, ist das, was wir als Hochstapler-Syndrom (Impostersyndrom) bezeichnen.
Das Impostersyndrom ist unter Kreativen erstaunlich verbreitet, doch hier ist die gute Nachricht: Es muss Sie nicht daran hindern, erfolgreich zu sein. In diesem Blog stellen wir Ihnen konkrete Strategien vor, mit denen Sie das Impostersyndrom erkennen und überwinden können, sodass Sie mit Selbstvertrauen erschaffen, sich künstlerisch weiterentwickeln und Ihren inneren Kritiker zum Schweigen bringen können.
Was ist das Impostersyndrom?
Das Impostersyndrom ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Individuen ihre Fähigkeiten, Talente oder Leistungen infrage stellen – selbst dann, wenn klare Beweise für ihre Kompetenz vorliegen. Für Kreative äußert sich dies häufig in dem Gefühl, dass ihre Arbeit nicht „gut genug“ sei, dass sie keinen Erfolg verdienten oder dass sie andere über ihr Talent täuschen würden.
Betrachten Sie folgende Beispiele:
- Ein aufstrebender Illustrator könnte sich wie ein Betrüger fühlen, wenn ein Beitrag in den sozialen Medien viral geht, und den Erfolg eher dem „Glück“ als der eigenen Fähigkeit zuschreiben.
- Eine erfahrene Autorin könnte ihre Fähigkeiten unterschätzen und Chancen ablehnen, weil sie glaubt, dass ein Kollege besser qualifiziert sei.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Sie sind nicht allein. Studien zeigen, dass 70 % der Menschen im Laufe ihres Lebens das Impostersyndrom erleben. Kreative, die häufig in subjektiven Bereichen ohne konkrete Erfolgskriterien arbeiten, sind besonders anfällig für diese Gefühle.

Warum Kreative anfällig für das Impostersyndrom sind
Einer der Gründe, warum Kreative besonders anfällig für das Impostersyndrom sind, liegt in der zutiefst persönlichen Natur der Kunst. Ihre Arbeit ist oft eine Erweiterung Ihrer selbst, wodurch Kritik schnell als persönlich empfunden wird. Weitere beitragende Faktoren sind:
- Vergleichskultur Soziale Medien haben eine ständige Highlight-Darstellung der Erfolge anderer geschaffen, wodurch Kreative ihren gesamten Schaffensprozess mit den glänzenden Endergebnissen anderer vergleichen.
- Subjektivität von Erfolg Im Gegensatz zu analytischen Bereichen mit messbaren Erfolgskriterien ist „gute“ Kunst größtenteils subjektiv, was bei Kreativen Unsicherheiten über ihren Wert hervorrufen kann.
- Perfektionistische Neigungen Viele Kreative setzen sich selbst unrealistische Perfektionsstandards. Alles, was nicht „makellos“ ist, fühlt sich wie ein Versagen an.
Doch auch wenn diese Herausforderungen real sind, definieren sie Sie nicht. Und sie müssen Sie sicherlich nicht zurückhalten.

Schritte zur Überwindung des Hochstapler-Syndroms als Kreative*r
1. Erkennen und benennen Sie Ihre Gedanken
Der erste Schritt ist Bewusstsein. Wenn Selbstzweifel aufkommen, versuchen Sie, diese frühzeitig zu erkennen und als Impostersyndrom zu benennen. Wenn Sie zum Beispiel denken: „Jemand anderes hätte das besser gemacht“, stoppen Sie diesen Gedanken und formulieren ihn um in: „Ich habe dies mit meinen einzigartigen Fähigkeiten und meiner Perspektive geschaffen, und das hat Wert.“
Hier kann das Führen eines Tagebuchs helfen. Nehmen Sie sich fünf Minuten am Ende des Tages Zeit, um Momente aufzuschreiben, in denen die Selbstzweifel laut wurden. Mit der Zeit werden Sie diese Muster leichter erkennen.

2. Konzentrieren Sie sich auf Fortschritt, nicht auf Perfektion
Ihre Arbeit muss nicht perfekt sein, um wertvoll zu sein. Ändern Sie Ihre Denkweise hin zu Fortschritt. Fragen Sie sich:
- Wie habe ich mich im Vergleich zu vor sechs Monaten verbessert?
- Welche Fähigkeiten baue ich derzeit auf, die ich vorher nicht hatte?
Dieser Fokus auf Wachstum erinnert Sie daran, dass Kunst ein lebenslanger Prozess ist und kein einmaliger Test, den Sie bestehen müssen.
3. Führen Sie einen „Erfolgs-Ordner“
Wann immer Sie positives Feedback erhalten – sei es ein Lob eines Kunden, eine begeisterte Rezension oder ein ermutigender Kommentar zu Ihrem Portfolio – speichern Sie es. Legen Sie einen speziellen Ordner auf Ihrem Telefon oder Computer an, in dem Sie diese „Erfolge“ sammeln.
Wenn das Impostersyndrom wieder aufkommt, öffnen Sie diesen Ordner als greifbaren Beweis für Ihren Wert und Ihre Wirkung.
4. Vergleichen Sie nicht Ihr erstes Kapitel mit dem zehnten Kapitel anderer
Es ist leicht, entmutigt zu sein, wenn man die ausgefeilten Werke oder den scheinbar mühelosen Erfolg anderer Kreativer betrachtet. Denken Sie jedoch daran, dass sie wahrscheinlich jahrelang daran gearbeitet haben, dorthin zu gelangen, wo sie heute sind. Statt eines Vergleichs sollten Sie sich darauf konzentrieren, zu lernen.
Fragen Sie sich:
- Was kann ich aus ihren Techniken oder ihrem Karriereweg mitnehmen?
- Wie kann ich das, was mich inspiriert, an meinen eigenen Stil oder meine Umstände anpassen?
Indem Sie Neid in Neugier verwandeln, gewinnen Sie die Kontrolle über Ihr eigenes kreatives Wachstum zurück.

5. Finden Sie Ihre künstlerische Gemeinschaft
Sich mit gleichgesinnten Kreativen zu umgeben, kann ein wirksames Gegenmittel gegen das Impostersyndrom sein. Eine unterstützende Gemeinschaft bietet Ermutigung, konstruktives Feedback und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit. Außerdem erinnert sie Sie daran, dass Sie mit Ihren Zweifeln nicht allein sind.
Lokale Kunstgruppen, soziale Medien oder sogar Online-Foren wie Behance oder DeviantArt können ein guter Ausgangspunkt sein.
6. Betrachten Sie Misserfolg als Experiment
Misserfolg ist nicht endgültig – er ist ein Schritt näher zur Meisterschaft. Behandeln Sie jede Niederlage als Experiment und nicht als Reflexion Ihres Wertes. Fragen Sie sich:
- Was ist hierbei schiefgelaufen?
- Wie kann ich diese Erfahrung nutzen, um stärker in meinem Handwerk zu werden?
Diese Umdeutung hilft Ihnen nicht nur, schneller wieder aufzustehen, sondern baut auch Resilienz auf – eine wichtige Fähigkeit für jeden Kreativen.
7. Feiern Sie Ihre kreative Stimme
Ihre Einzigartigkeit ist Ihre größte Stärke. Ob Sie Fineliner-Zeichnungen mit Kunstharz kombinieren, wie ich es tue, oder unkonventionelle Poesie erschaffen – niemand auf der Welt erschafft etwas genau wie Sie. Umarmen Sie das, was Ihre künstlerische Stimme ausmacht, und nutzen Sie es voll aus. Authentizität hat eine weit größere Wirkung als der Drang nach Perfektion.

Warum es wichtig ist, das Impostersyndrom zu überwinden
Das Überwinden des Hochstapler-Syndroms kommt nicht nur Ihrer mentalen Gesundheit zugute – es hat auch weitreichende positive Auswirkungen auf Ihre Kreativität und Karriere. Wenn Ihr innerer Kritiker zum Schweigen gebracht wird, können Sie:
- Größere Chancen ergreifen, ohne sich selbst zu sabotieren.
- Freier und ohne Angst vor Beurteilung kreativ sein.
- Ihre Arbeit selbstbewusst präsentieren und so mehr Kunden, Unterstützer oder Fans gewinnen.
Ihr Erfolg als Kreative*r besteht nicht darin, Selbstzweifel vollständig zu eliminieren – sie sind ein natürlicher Teil des Prozesses und können manchmal sogar hilfreich sein. Es geht vielmehr darum, zu lernen, mit diesen Zweifeln umzugehen, sie anzunehmen und trotz allem weiterhin voranzuschreiten.
Kreatives Selbstvertrauen finden
Das Impostersyndrom verschwindet nicht über Nacht, doch die in diesem Beitrag vorgestellten Werkzeuge können Ihnen helfen, konkrete Schritte hin zu einer gesünderen Beziehung zu Ihrer Kreativität zu unternehmen. Denken Sie daran: Ihr Wert als Künstler*in wird nicht durch flüchtige Zweifel oder subjektive Meinungen definiert, sondern durch Ihre Beharrlichkeit, Ihren Mut und Ihren einzigartigen Blick auf die Welt.
Sind Sie bereit, Ihrem inneren Kritiker entgegenzutreten? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit dem Hochstapler-Syndrom – sei es ein Erfolg oder eine Herausforderung – in den Kommentaren unten. Wenn Sie Ihre künstlerische Vision schärfen möchten, tauchen Sie tiefer in den Fineliner Diaries-Blog ein, in dem wir Themen wie kreatives Wachstum und den Aufbau von Gemeinschaft behandeln.

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