Artikel: Bewahren, was bleibt: Ein praktischer Leitfaden zur Archivierung von Kunst

Bewahren, was bleibt: Ein praktischer Leitfaden zur Archivierung von Kunst
Als Künstlerin betrachte ich meine Arbeit nicht nur als eine Sammlung einzelner Werke – sie ist vielmehr eine Reflexion meiner Vision, meines Werdegangs und der Geschichten, die ich mit der Welt teilen möchte. Jedes Werk trägt zu einem größeren Vermächtnis bei, das hoffentlich über meine Lebenszeit hinaus Bestand haben wird. Doch oft frage ich mich: Was wird aus diesem Vermächtnis, wenn die Farbe getrocknet, das Harz ausgehärtet oder das Werk verkauft ist? Mit der Zeit habe ich erkannt, dass die Bewahrung meines künstlerischen Erbes ebenso wichtig ist wie der kreative Akt selbst. Deshalb widme ich mich der Archivierung meiner Werke, um sie nicht nur zu organisieren, sondern auch sicherzustellen, dass sie für kommende Generationen zugänglich bleiben und gewürdigt werden.
In diesem Beitrag möchte ich Ihnen das System vorstellen, das ich entwickelt habe, um mein künstlerisches Erbe zu organisieren, zu digitalisieren und zu sichern. Unabhängig davon, ob Sie selbst Künstler sind und Ihr Werk bewahren möchten oder als Sammler an diesem Prozess interessiert sind – ich hoffe, meine Vorgehensweise inspiriert Sie dazu, eine beständige Dokumentation Ihrer Kunst zu schaffen.
Warum ich ein lebendiges Archiv geschaffen habe
Für mich ist ein Archiv nicht nur eine verstaubte Sammlung vergessener Objekte, sondern ein lebendiger, atmender Teil meines kreativen Prozesses. Es dokumentiert meine Entwicklung als Künstlerin und liefert Sammlern sowie Galerien die von ihnen geschätzte Provenienz und Authentizität. Ein gut gepflegtes Archiv erleichtert vieles: die Vorbereitung von Ausstellungen, die Erstellung von Katalogen oder die Beantwortung von Anfragen. Doch es ist nicht nur für andere wertvoll; es inspiriert auch mich selbst und ermöglicht es mir, frühere Werke erneut zu betrachten und meinen Fortschritt zu reflektieren.

Schritt 1: Organisation meiner physischen Sammlung
Bevor ich mit der Digitalisierung beginnen konnte, musste ich einen Schritt zurücktreten und meine physischen Werke organisieren. Dies bildete die Grundlage für alles Weitere.
Erstellung eines detaillierten Inventars
Ich begann damit, ein Inventar jedes von mir geschaffenen Kunstwerks anzulegen. Hierfür nutze ich ein einfaches Tabellenkalkulationsprogramm, doch die Details sind von entscheidender Bedeutung. Für jedes Werk notiere ich:
- Eine eindeutige ID-Nummer: Jedes Werk erhält einen individuellen Code, wie z. B. „2025-01“, um Konsistenz zu gewährleisten.
- Titel und Fertigstellungsdatum: Der Name des Werks und das Datum seiner Vollendung.
- Maße und Materialien: Exakte Abmessungen und Details zu den verwendeten Medien (z. B. „Öl auf Leinwand“).
- Provenienz: Ein Nachweis, wo sich jedes Werk befunden hat – ob es ausgestellt, verkauft oder verliehen wurde.
- Aktueller Standort: Ob es sich in meinem Atelier, bei einem Sammler oder in einer Galerie befindet.
- Zustandsbericht: Anmerkungen zum physischen Zustand des Werks.
Dieses Inventar bildet das Rückgrat meines Archivs. Es ist von unschätzbarem Wert für Sammler und für meine eigene Nachlassplanung.

Kennzeichnung meiner Werke
Jedes Werk wird entsprechend seines Inventars gekennzeichnet. Für mein persönliches Archiv erstelle ich einfache physische Etiketten mit der eindeutigen ID des Werks. Bei Ausstellungen sind die Etiketten etwas anders gestaltet und enthalten meinen Namen, den Titel, die Maße, die Materialien und den Preis. Dieser Prozess stellt sicher, dass jedes Werk mühelos meinem Archiv zugeordnet werden kann.
Schritt 2: Digitalisierung meiner Kunstwerke
Der erste und wichtigste Schritt zur Bewahrung meiner Kunstwerke war die Digitalisierung. Dies schützt meine Werke nicht nur vor physischen Schäden oder Verlust, sondern erleichtert auch deren Präsentation im Internet, auf Ausstellungen und in Publikationen.
Hochwertige Fotografie
Die richtige Digitalisierung meiner Werke war eine Herausforderung, insbesondere bei meinen glänzenden Harzarbeiten. Meine großformatigen, handgezeichneten Werke ließ ich in einem Fachgeschäft professionell scannen. Für die Harzarbeiten war mir klar, dass ich professionelle Fotografien benötigte, um sie perfekt einzufangen, obwohl ich die Detailaufnahmen selbst machte. Ich investierte in hochauflösende Fotos, um Farben, Texturen und Details präzise wiederzugeben, und verwendete eine DSLR-Kamera sowie professionelle Beleuchtung, um Reflexionen zu vermeiden. Bei 3D-Werken nahm ich Aufnahmen aus mehreren Winkeln sowie Nahaufnahmen wichtiger Details auf.
Wenn Sie Ihre eigenen Arbeiten digitalisieren möchten, empfiehlt es sich, einen Profi zu engagieren. Sollten Sie es jedoch selbst tun, ist eine gute Beleuchtung unerlässlich. Tipp: Verwenden Sie eine Farbkarte, um später eine genauere Bildbearbeitung zu ermöglichen.

Organisation digitaler Dateien
Nach der Fotografie habe ich ein klares digitales Ablagesystem eingerichtet. Jede Datei wird mit der eindeutigen ID des Werks benannt und in Jahresordnern abgelegt. Zum Beispiel:
```
/Kunstwerke/2025/2025-01_TitelDesWerks/
2025-01_Gesamtansicht.tiff
2025-01_Detail1.tiff
2025-01_Ausstellungsansicht.jpg
```
Die Master-Dateien speichere ich im hochwertigen TIFF-Format für Archivierungszwecke und erstelle kleinere JPEGs für die unkomplizierte Weitergabe online oder per E-Mail.
Schritt 3: Sicherung und Weitergabe meines Erbes
Die Erstellung des Archivs war nur ein Teil des Prozesses. Anschließend konzentrierte ich mich darauf, es zu schützen und zu entscheiden, wie ich es mit der Welt teilen möchte.
Sicherung meiner Dateien
Datenverlust ist eine reale Bedrohung für jeden Künstler. Deshalb befolge ich die 3-2-1-Backup-Regel: drei Kopien meiner Dateien, gespeichert auf zwei verschiedenen Medientypen (z. B. eine externe Festplatte und ein Cloud-Speicher), mit einer Kopie an einem externen Ort. Ich nutze Cloud-Dienste wie Google Drive, um sicherzustellen, dass mein digitales Archiv auch bei einem Ausfall meiner physischen Geräte sicher bleibt.

Teilen meiner Werke
Mein Archiv hilft mir auch, meine Werke effektiver zu teilen. Ich nutze es zur Kuratierung meiner Website, auf der ich ausgewählte Werke für Sammler und Galerien präsentiere. Jedes Werk wird mit hochwertigen Bildern, detaillierten Informationen und gelegentlich einer Entstehungsgeschichte versehen. Es ist eine professionelle und persönliche Möglichkeit, mit meinem Publikum in Kontakt zu treten und dabei die Kontrolle über die Präsentation meiner Arbeit zu behalten.
Durch die Bereitstellung einer detaillierten Provenienz und Dokumentation baue ich Vertrauen bei Sammlern auf. Sie wissen, dass sie in Werke mit verifizierter Historie investieren, was zugleich meine Ernsthaftigkeit bei der Bewahrung meines Erbes unterstreicht.
Aufbau eines bleibenden Erbes
Die Archivierung meiner kreativen Arbeit war einer der lohnendsten Aspekte meiner künstlerischen Laufbahn. Es geht nicht nur darum, Ordnung zu schaffen, sondern darum, jedes von mir geschaffene Werk zu würdigen und sicherzustellen, dass seine Geschichte noch viele Jahre erzählt werden kann.
Meinen Künstlerkollegen kann ich nur ans Herz legen: Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Arbeit zu bewahren. Ihre Kunst verdient es, erinnert zu werden. Wenn Sie gerade erst anfangen, lassen Sie sich nicht entmutigen. Beginnen Sie mit einem Werk und bauen Sie Ihr System darauf auf. Es ist der beste Weg, Ihre kreative Stimme zu schützen und sicherzustellen, dass Ihr Erbe weiterlebt.
Lassen Sie uns unsere Kunst pflegen und die Geschichten bewahren, die nur wir erzählen können.


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